Erläuterungen zur Bilanz

Die Bilanz des Bistums Aachen stellt die Vermögenssituation zum 31. Dezember 2016 dar. Auf der Aktivseite der Bilanz wird dargestellt, über welche Vermögenswerte (zum Beispiel Immobilien, Wertpapiere) das Bistum verfügt. Die Passivseite zeigt, welcher Anteil dem Bistum selbst „gehört“ (Eigenkapital) oder anderen Anspruchstellern (zum Beispiel Versorgungsempfängern und Kreditgebern) zuzurechnen ist.

Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf die einzelnen Positionen der Bilanz und der Ergebnisrechnung. Die Rechnungslegung für das Bistum Aachen erfolgt nach den Vorgaben des HGB. Gleichwohl ist der Jahresabschluss des Bistums nicht mit dem eines Wirtschaftsunternehmens gleichzusetzen. Besonderheiten der kirchlichen Finanz- und Vermögensstruktur, sofern sie Auswirkung auf die jeweilige Position haben, werden deshalb explizit erläutert.

Aktiva

Sachanlagen
+

Die Sachanlagen umfassen im Wesentlichen die Grundstücke und Gebäude im Eigentum des Bistums Aachen.

Die Gebäude sind mit insgesamt 39,3 Mio. Euro bewertet. Im Wesentlichen sind dies vom Bistum und anderen kirchlichen Einrichtungen selbst genutzte Gebäude sowie elf Schulgebäude. An Dritte vermietete Immobilien haben lediglich einen Anteil von 4,3 Prozent am Gesamtwert.

Neben den in der Tabelle aufgeführten Gebäuden ist das Bistum Eigentümerin von land- und forstwirtschaftlichen Flächen (rund 178 Hektar) sowie von 88 Grundstücken, die im Erbbaurecht auf befristete Zeit an andere Nutzer übertragen wurden. Der Gesamtwert der Grundstücke beläuft sich auf 11,2 Mio. Euro.

Gebäude
Anzahl
Buchwert
Anteil
(TEuro)
(Prozent)
Schulgebäude
11
21.306,9
54,2
Verwaltungsgebäude
18
7.132,5
18,1
Gebäude kirchliche Einrichtungen
22
7.683,5
19,6
Vermietete und verpachtete Gebäude
24
1.704,5
4,3
Kirchen, Kapellen, Klöster
7
1.476,6
3,8
Summe Gebäude
82
39.304,1
100,0
Finanzanlagen
+

Der mit Abstand größte Teil des Bistumsvermögens entfällt auf die Finanzanlagen. Das sind neben einigen primär aufgabenorientierten Unternehmensbeteiligungen vor allem Wertpapiere.

Bei der Auswahl der Kapitalanlagen orientiert sich das Bistum streng an den Zielen Sicherheit und Werterhalt. Zusätzlich wird eine angemessene Rendite angestrebt. Die Anlagerichtlinien des Bistums stellen sicher, dass sowohl der Kapitalerhalt als auch die jederzeitige Zahlungsfähigkeit gewahrt bleiben. Überdies wird auf eine ethisch-nachhaltige Ausrichtung im Sinne der katholischen Kirche geachtet.

Unter ethisch-nachhaltigen Investments werden Vermögensanlagen verstanden, die bei der Nachhaltigkeitsbewertung unter sozialen, ökologischen und Governance-Kriterien ihre ethische Werteorientierung zur Geltung bringen. So sind beispielsweise Anlagen in Unternehmen der Rüstungsindustrie und der Stammzellenforschung oder auch in Staaten, die Menschenrechte systematisch verletzen, grundsätzlich ausgeschlossen.

Das Volumen der Finanzanlagen zum Bilanzstichtag betrug 511,4 Mio. Euro und lag damit um 50,5 Mio. Euro bzw. 11,0 Prozent über dem Vorjahreswert. Der starke Anstieg resultiert insbesondere auch aus einer Umschichtung vom Anlagevermögen in die Finanzanlagen.

Finanzanlagen - Anteile an verbundenen Unternehmen
+

Das Bistum hält Mehrheitsbeteiligungen an drei Unternehmen:

  • Die Einhard Verlag GmbH, Aachen, ist ein Verlag für christliche Literatur und Herausgeber der Kirchenzeitung.

  • Die ZfK Zentralrendantur für Kirchengemeinden GmbH, Aachen, agiert als Dienstleister für Buchhaltungsaufgaben für Kirchengemeinden, Orden und Stiftungen.

  • Die St.Angela-Schulgesellschaft mbH ist die Trägergesellschaft der St.Angela-Schule in Düren.

Die Anteile an den drei Gesellschaften werden mit einem Erinnerungswert von je 1 Euro unter der Position A. III. 1. „Anteile an verbundenen Unternehmen“ geführt. Das Ergebnis der Zentralrendantur war 2016 leicht positiv, das Ergebnis des Einhard Verlags leicht negativ. Die St. Angela Schulgesellschaft schloss 2016 mit einem Verlust ab.

Unternehmensbeteiligungen
Beteiligung
Buchwert
(Prozent)
(TEuro)
Einhard Verlag GmbH, Aachen (1 Euro)
100,00
0
ZfK Zentralrendantur für Kirchengemeinden GmbH, Aachen (1 Euro)
100,00
0
St. Angela-Schulgesellschaft mbH, Düren (1 Euro)
60,00
0
Pax-Bank e.G., Köln, Genossenschaftsanteile
4,72
1.030,0
Bank für Kirche und Caritas e.G., Paderborn
0,49
30,0
Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung F.W.B. GmbH, Düsseldorf
20,00
5,5
Katholische Hochschule GmbH, Köln
20,00
5,1
Weltbild Verlag GmbH, Augsburg (1 Euro)
4,20
0
Gesamt
1.070,6
Finanzanlagen - Sonstige Ausleihungen und Minderheitsbeteiligungen
+

Unter die Bilanzposition Sonstige Ausleihungen fallen verschiedene Darlehen in Höhe von 1,6 Mio. Euro.

Darüber hinaus werden hier weitere Minderheitsbeteiligungen sowie Genossenschaftsanteile mit einem Buchwert von insgesamt 1,1 Mio. Euro erfasst:

  • An der Pax-Bank e. G., Köln, einer 1917 gegründeten genossenschaftlich organisierten kirchlichen Bank, hält das Bistum 4.120 Genossenschaftsanteile zum Nennwert von je 250 Euro.

  • An der Bank für Kirche und Caritas hält das Bistum 100 Anteile zum Nennwert von jeweils 300 Euro.

  • Die Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung F.W.B.GmbH, Düsseldorf, ist die Trägergesellschaft des Instituts für Lehrerfortbildung in Mülheim an der RuhrGesellschafter sind die nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümer.

  • Die Katholische Hochschule GmbH, Köln, ist eine Einrichtung der (Erz-)Bistümer Paderborn, Münster, Essen, Aachen, Köln und TrierAls staatlich anerkannte Hochschule finanziert sie sich aus Zuschüssen der öffentlichen Hand und der Gesellschafter sowie aus Teilnehmerbeiträgen und Drittmitteln.

  • Die Beteiligung an der Verlagsgruppe Weltbild GmbH ist auf einen Erinnerungswert von 1 Euro abgeschrieben. Die Verlagsgruppe befindet sich in Insolvenz.

Finanzanlagen - Wertpapiere
+

Die Wertpapieranlagen entfallen zu 69,3 Prozent auf festverzinsliche Anlagen und Rentenfonds. Immobilienfonds haben einen Anteil von 19,0 Prozent. Aktienfonds sind mit 3,8 Prozent enthalten. Mischfonds haben einen Anteil von 7,9 Prozent und beinhalten zu rund 35 Prozent Aktien und rund 65 Prozent Rentenpapiere.

Zum Bilanzstichtag lagen die Marktwerte der Wertpapiere insgesamt um 6,2 Prozent über den in der Bilanz ausgewiesenen Buchwerten. Bei den festverzinslichen Wertpapieren ist dies auf die aktuelle Niedrigzinsphase zurückzuführen. Da die Papiere in der Regel bis zur Fälligkeit gehalten werden, bauen sich die Bewertungsreserven im Zeitverlauf automatisch zum Fälligkeitstermin ab. Das Bistum profitiert zwischenzeitlich von der Verzinsung, die oberhalb des Marktniveaus für eine Wiederanlage liegt.

Anlageklasse
Buchwert
Kurswert
Bewertungsreserve
(TEuro)
(TEuro)
(auf Buchwert, in Prozent)
Festverzinsliche Wertpapiere, Darlehen und Rentenfonds
352.460,3
374.907,7
6,4
Immobilienfonds
96.772,0
103.612,2
7,1
Mischfonds
40.229,5
42.131,1
4,7
Aktienfonds
19.296,0
19.566,0
1,4
Gesamt
508.757,8
540.217,1
6,2
Umlaufvermögen
+

Die ausgewiesenen Forderungen bestehen in erster Linie gegenüber den Finanzbehörden in Höhe von 4,6 Mio. Euro für die Kirchensteuereinnahmen aus Dezember 2016, die erst im Jahr 2017 abgerechnet wurden. Zudem bestehen Forderungen gegen kirchliche Einrichtungen und Kirchengemeinden.

Die sonstigen Vermögensgegenstände umfassen vor allem Forderungen aus Zinsansprüchen in Höhe von 4,8 Mio. Euro.

Die Guthaben bei Kreditinstituten lagen zum Bilanzstichtag bei rund 183,4 Mio. Euro. Das Bistum benötigt eine hohe Liquidität, um laufende Zahlungen für Gehälter sowie die regelmäßigen Zuweisungen an die Kirchengemeinden zu leisten.

Passiva

Eigenkapital
+

Das Eigenkapital des Bistums Aachen setzt sich zusammen aus dem Zweckkapital, dem Eigenkapital im engeren Sinne, und verschiedenen Rücklagen sowie dem Bilanzgewinn aus der Ergebnisrechnung. Die Eigenkapitalquote, also der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme, lag im Jahr 2016 bei 53,4 Prozent.

Eigenkapital - Zweckkapital
+

Das Zweckkapital des Bistums ist mit dem Stamm- bzw. Grundkapital eines Wirtschaftsunternehmens vergleichbar. Die Höhe des Zweckkapitals wird immer im Zuge der Aufstellung der Bilanz anhand der bisherigen Vermögensrechnung ermittelt. Mit 86,2 Mio. Euro ist es seit 2005 unverändert.

Eigenkapital - Rücklagen und Fonds
+

Rücklagen und Fonds gehören zwar zum Eigenkapital, sind aber überwiegend für festgelegte Zwecke vorgesehen. Damit stellt das Bistum die Erfüllbarkeit künftiger Aufgaben sicher.

Die Rücklagen betrugen zum 31. Dezember 2016 rund 322,6 Mio. Euro (Vorjahr: 305,0 Mio. Euro). Mit den Rücklagen wird insbesondere sichergestellt, dass die für die nächsten Jahre zugesicherten Schlüsselzuweisungen an Kirchengemeinden und andere kirchliche Einrichtungen stabil gehalten und die dortigen Aufgaben nachhaltig umgesetzt werden können.

Über die Bistumsrücklage werden, neben verschiedenen Projekten, Schwankungsrisiken bei den Erträgen und andere Risiken abgedeckt. Zudem sind in der Bistumsrücklage sogenannte Fonds mit zweckgebundenem Kapital für spezielle Aufgaben enthalten, zum Beispiel der Solidaritätsfonds für Arbeitslose, ein Migrationsfonds sowie ein Fonds für Exerzitienarbeit. 2016 wurde ein neuer Fonds für Ordens- und Säkularinstitute aufgelegt. Insgesamt beläuft sich das Volumen für nun acht Fonds auf 5,9 Mio. Euro (Vorjahr: 5,1 Mio. Euro.)

Von besonderer Bedeutung ist die Rücklage für die Altersversorgung. Sie dient dazu, die Vorsorgeverpflichtungen des Bistums auszufinanzieren. Die gesetzlich zu bildenden Rückstellungen reichen dazu nicht aus, da der hierfür vorgeschriebene Kalkulationszins am Kapitalmarkt nicht zu erzielen ist.

Rücklagen und Fonds
2016
2015
(TEuro)
(TEuro)
Kirchengemeindlicher Bereich
136.454,2
127.954,2
Bistum
105.612,3
96.505,8
Caritas
10.060,0
10.060,0
Verbände
4.980,6
4.980,5
Altersversorgung
63.347,6
63.347,6
Freie Rücklagen
2.140,0
2.140,0
Summe
322.594,7
304.988,2

Deshalb hat das Bistum zusätzlich eine Altersversorgungsrücklage gebildet, welche die Differenz zwischen dem Rückstellungsbetrag und dem bei realistischen Zinsannahmen notwendigen Vorsorgebetrag abdeckt.

Das Bistum Aachen hat das strategische Ziel, Rücklagen in Höhe eines Jahreshaushalts aufzubauen, wobei die Altersversorgungsrücklage nicht einberechnet wird. Die Zuführungen zu den Rücklagen aus dem Jahresüberschuss ist ein weiterer Schritt zur Zielerreichung.

Eigenkapital - Bilanzgewinn
+

Nach dem Beschluss des Kirchensteuerrats zur Verwendung des Jahresüberschusses verbleibt ein Bilanzgewinn von 9.268 Euro, der auf das Folgejahr übertragen wird.

Sonderposten aus Zuweisungen und Zuschüssen
+

Der Sonderposten aus Zuweisungen und Zuschüssen zur Finanzierung des Anlagevermögens umfasst Mittel aus Spenden und ähnlichen Zuwendungen, die für festgelegte Zwecke geleistet wurden. Er wird entsprechend den Abschreibungen der finanzierten Anlagegüter schrittweise aufgelöst.

Rückstellungen
+

Der Großteil der bilanziellen Rückstellungen entfällt auf die Pensionsrückstellungen, welche die Versorgungsansprüche der Geistlichen und der in einem beamtenähnlichen Verhältnis bei der Diözese Beschäftigten sowie weiterer Personen decken. Zum 31. Dezember 2016 waren die zukünftigen Leistungen an 705 Versorgungsanwärter und 897 Versorgungsempfänger abzubilden.

Auf Grundlage versicherungsmathematischer Gutachten und gesetzlicher Vorgaben wird das Volumen für die Pensionsrückstellung jährlich neu berechnet. Durch die 2016 erfolgte Umstellung des Kalkulationszinses vom 7-Jahres-Durchschnitt 2015 (3,89 Prozent) auf den 10-Jahres-Durchschnitt 2016 (4,01 Prozent) stiegen die Pensionsrückstellungen nur leicht an.

Zusätzlich wurde eine neue Rückstellung für die Deckung der pensionsähnlichen Verpflichtungen gebildet, die sich aus dem Finanzierungsbeitrag an die KZVK ergeben, der in den kommenden 25 Jahren zu leisten ist.

Insgesamt waren zum Bilanzstichtag aus der verpflichtenden Pensionsrückstellung, der gemäß Wahlrecht gebildeten Rückstellung des Finanzierungsbeitrags zur KZVK, sowie den oben genannten ergänzenden Altersversorgungsrücklagen 342,5 Mio. Euro an Kapital für die Altersversorgungsleistungen gebunden.

Die sonstigen Rückstellungen beliefen sich zum 31. Dezember 2016 auf insgesamt 45,0 Mio. Euro. Der Gesamtbetrag setzt sich wie folgt zusammen:

Sonstige Rückstellungen
2016
2015
(TEuro)
(TEuro)
Clearing Kirchensteuer
32.373,8
32.125,1
Altersteilzeit
3.229,0
4.314,0
Urlaub, Mehrarbeit, Nachversicherung, Berufsgenossenschaft
2.401,2
2.022,4
Übrige
7.036,7
7.135,7

45.040,7
45.597,2

Größter Einzelposten ist die Rückstellung für das Kirchensteuerclearing. Das Clearingverfahren ist ein komplexes Umverteilungssystem zur sachgerechten Zuordnung der Kirchensteuer. Die Lohnsteuer eines Beschäftigten und damit auch die Kirchensteuer wird vom Arbeitgeber an das Betriebsstättenfinanzamt abgeführt. Dieses leitet die Kirchensteuer an die Diözese weiter, in der das Finanzamt liegt. Die Kirchensteuer steht aber der Wohnortdiözese eines Kirchensteuerpflichtigen zu und wird deshalb im Clearingverfahren neu zugeordnet.

Im Zuge der Endabrechnung der Kirchensteuerverteilung hat das Bistum Aachen seit Jahren regelmäßig Rückerstattungen zu leisten. Da die Abrechnung stets um vier Jahre zeitverzögert erfolgt, sind entsprechende Rückstellungen über die zu erwartenden Rückzahlungsbeträge zu bilden.

Verbindlichkeiten
+

Mehr als die Hälfte der Verbindlichkeiten (14,8 Mio. Euro) besteht gegenüber kirchlichen Einrichtungen, insbesondere für bereits zugesagte Zuschüsse für Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen. Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten betragen rund 5,9 Mio. Euro. Die noch abzuführende Lohnsteuer als Teil der sonstigen Verbindlichkeiten beläuft sich auf rund 2,6 Mio. Euro.