Wohin fließt die Kirchensteuer?

Kirchliches Leben im Bistum Aachen – das ist eine große Vielfalt von Aufgaben und von Organisationen, die in ihrem jeweiligen Handlungsfeld jeden Tag an der Umsetzung arbeiten. Über den Haushalt des Bistums werden die dafür nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt. So werden praktisch alle Erträge des Bistums für die Aufgaben eingesetzt.

Von den gesamten Erträgen des Bistums stammen rund 60 Mio. Euro (rund 17 Prozent) aus Zuschüssen der öffentlichen Hand. Diese Zuschüsse fließen im Wesentlichen in den Betrieb der Schulen. Der übrige Finanzbedarf der Schulen und aller anderen Leistungen wird aus der Kirchensteuer und eigenen Erträgen des Bistums aus Finanzanlagen oder sonstigen Erträgen finanziert.

Die folgende Aufstellung zeigt, wie das Bistum die eigenen Mittel und die Kirchensteuer verteilt. Anders als die kaufmännische Ergebnisrechnung, die primär nach Aufwandsarten gegliedert ist, wird hier die Zuordnung zu den Aufgabengebieten dargestellt. Seelsorge, Caritas und Bildung sind dabei die zentralen Handlungsfelder. Für sie werden fast drei Viertel der eingesetzten Mittel verwendet. Zugleich muss das Bistum für die Ausfinanzierung der Vorsorge- und Versorgungsverpflichtungen gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgen und die Gebäude erhalten, die für die Erfüllung der Aufgaben nötig sind.

Überschüsse eines Geschäftsjahres werden entweder direkt für bestimmte Aufwendungen eingeplant oder den Rücklagen zugeführt, um die Kontinuität der Arbeit sicherzustellen.

Aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen für die Bilanzierung (BilRUG) kam es 2016 zu leichten Verschiebungen bei den Zuordnungen der Aufwendungen zu den Aufgabenbereichen. Deshalb wurden die Vorjahresangaben in der Tabelle entsprechend angepasst und weichen dadurch leicht von den im Vorjahresbericht genannten Werten ab.

Aufwendungen nach Aufgaben
2016
2015
(TEuro)
(TEuro)
Kirchengemeinden, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Verbände
127.600,8
119.126,3
Bildung
74.261,9
66.982,5
Pastorale Felder, Jugend- und Erwachsenenarbeit
23.404,9
17.760,6
Caritas
15.577,6
16.064,6
Gemeinsame Aufgaben der deutschen Diözesen, Weltkirche
11.167,3
10.932,9
Finanzaufwendungen und Altersversorgung
27.707,9
43.618,8
Verwaltung
21.860,6
16.884,9
Gebäudebewirtschaftung
10.209,1
8.876,6
Hebegebühren
7.424,3
7.753,5
Weitere Aufwendungen
6.631,6
4.960,4
Gesamt
325.846,0
312.960,9
Kirchengemeinden, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Verbände
+

Die Seelsorge in den pastoralen Räumen ist das wichtigste Standbein der kirchlichen Arbeit im Bistum. Dazu zählen die Kirchengemeinden, die Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie die Verbände der Jugend- und Erwachsenenarbeit.

2016 stieg der Einsatz von Finanzmitteln für diesen Bereich um 8,5 Mio. Euro bzw. 7,1 Prozent auf 127,6 Mio. Euro. Etwa 70 Prozent der Aufwendungen sind Zuschüsse an die Kirchengemeinden, Einrichtungen und Verbände. Ein Viertel entfällt auf Personalkosten für die Pfarrer sowie die Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten.

Die offene Jugendarbeit wurde mit 1,5 Mio. Euro (Vorjahr: 1,5 Mio. Euro) gefördert, in den Betrieb der Kindertageseinrichtungen flossen rund 16,2 Mio. Euro (Vorjahr: 17,2 Mio. Euro). Auch die Begleitung und Förderung von grundlegenden pastoralen Themen, wie Fragen der Liturgie, der Exerzitienarbeit sowie der Kirchenmusik, gehören mit einem Aufwand von 2,2 Mio. Euro zu diesem Aufgabenbereich. Mit etwa 2,8 Mio. Euro förderte die Diözese den Betrieb von zwei Jugendhäusern und einem Tagungshaus. Knapp 20 Jugend-, Berufs- und Sozialverbände wurden mit insgesamt 4,3 Mio. Euro in ihrer Arbeit unterstützt.

Bildung
+

Zum Bereich Bildung gehören in erster Linie die Aufwendungen für den Aufgabenbereich Schule und Hochschule. Das Bistum Aachen ist Träger von elf bischöflichen Schulen, davon sechs Gymnasien, je eine Gesamt-, Grund- und Realschule sowie eine Förderschule und ein Berufskolleg. In den vom Land Nordrhein-Westfalen anerkannten Ersatzschulen unterrichten rund 640 Lehrkräfte insgesamt rund 8.800 Schülerinnen und Schüler.

Von den Gesamtaufwendungen für Bildung in Höhe von 74,3 Mio. Euro machen Personalkosten über 70 Prozent aus. Hinzu kommen Fremdleistungen durch Dritte mit einem Anteil von 10,6 Prozent (7,8 Mio. Euro). Die Instandhaltungskosten betrugen 5,0 Mio. Euro.

Der Betrieb der Schulen wird weitgehend aus den Zuweisungen der öffentlichen Hand finanziert, die hier nicht betrachtet werden. Der Trägeranteil des Bistums für die bischöflichen Schulen betrug 2016 rund 11 Mio. Euro.

Für die kontinuierliche Weiterbildung des religionspädagogischen Lehrpersonals sowie die Unterstützung der praktischen religionspädagogischen Arbeit in Schulen und Pfarreien betreibt das Bistum Aachen das Katechetische Institut. Die Aufwendungen für diese Einrichtung beliefen sich im Jahr 2016 auf rund 2,1 Mio. Euro.

Die Ausbildung, aber auch die berufliche Fort- und Weiterbildung des pastoralen Personals (Priester sowie die Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten), finanziert das Bistum Aachen mit 5,8 Mio. Euro. Die Aufwendungen umfassen auch den Unterhalt des Priesterseminars sowie die geistliche Begleitung dieser Berufsgruppen.

Die Bischöfliche Akademie bietet Bildungsprogramme zu religiösen, kulturellen, naturwissenschaftlichen und politischen Themen. Die Schulungs- und Tagungseinrichtung mit eigenem Hotel- und Tagungsbereich steht den kirchlichen Einrichtungen wie auch externen Veranstaltern offen. Für die Erfüllung ihrer Aufgaben benötigte die Akademie im Jahr 2016 Finanzmittel in Höhe von 2,5 Mio. Euro.

Im Bereich der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung werden unterschiedliche Gruppen der Gesellschaft angesprochen. So bieten beispielsweise die Katholischen Foren für Erwachsenen- und Familienbildung in Mönchengladbach, Krefeld, Düren und Aachen Vortrags- und Seminarreihen zu einem breiten Themenspektrum.

Für die Programme dieser Foren wurden 2016 rund 1,8 Mio. Euro eingesetzt.

Pastorale Felder, Jugend- und Erwachsenenarbeit
+

Neben der kirchlichen Arbeit in den pastoralen Räumen finanziert das Bistum vielfältige weitere seelsorgliche Aufgaben. 2016 stellte das Bistum hierfür 23,4 Mio. Euro bereit, 31,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei dominieren auch in diesem Aufgabenbereich die Personalkosten, die rund drei Viertel der Aufwendungen ausmachen.

Zu dem Aufgabengebiet gehören unter anderem die pastorale Arbeit in Krankenhäusern, psychiatrischen Einrichtungen und Gefängnissen, die Seelsorge für Behinderte und Studierende, die Polizei-, Notfall- und Telefonseelsorge, die Flüchtlingsseelsorge, die Ausländerseelsorge in den muttersprachlichen Gemeinden, die Citypastoral und die Arbeiter- und Betriebspastoral sowie die katholischen Beratungszentren für Ehe-, Familien-, Lebens- und Glaubensfragen in Aachen und Mönchengladbach. 2016 flossen rund 14,9 Mio. Euro in diese Aufgabenbereiche.

Angebote der Jugend- und Erwachsenenpastoral wurden 2016 mit rund 5,4 Mio. Euro finanziert. Dazu gehörten unter anderem die Aufwendungen für Jugendbeauftragte, Schulungsmaßnahmen, Schulabgängerseminare und Koordination der Jugendarbeit in den Regionen, direkt geförderte Jugendeinrichtungen, Frauen- und Altenpastoral und die Förderung freiwilliger sozialer Dienste.

Caritas
+

Die Caritas ist eines der zentralen katholischen Handlungsfelder. Koordiniert und getragen werden diese Aktivitäten im Wesentlichen vom Diözesan-Caritasverband mit seinen Untergliederungen und Einrichtungen. Dazu gehören unter anderem ambulante Pflegedienste, Erziehungsberatungsstellen, Fachdienste für Integration und Migration, Schwangerschaftsberatung, ein breit gefächertes Angebot für Menschen mit Behinderungen, stationäre und teilstationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe, Altenheime, Tagespflegehäuser, Kurzzeitpflegeheime, Krankenhäuser, Reha-Kliniken sowie Tageseinrichtungen für Kinder.

Die Zuweisungen an die Caritas betrugen 2016 rund 15,6 Mio. Euro. Der Anteil an den gesamten Aufwendungen lag damit bei 4,8 Prozent.

Gemeinsame Aufgaben der deutschen Diözesen, Weltkirche
+

Die Diözesen Deutschlands haben bestimmte Aufgaben der Kirche auf der Ebene des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) gebündelt. Dazu zählen unter anderem das weltkirchliche Engagement und die Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem finanzieren die fünf nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümer verschiedene Aktivitäten gemeinsam.

Darüber hinaus engagiert sich das Bistum Aachen auch direkt in weltkirchlichen Projekten. So pflegt das Bistum seit mehr als 50 Jahren eine Partnerschaft mit der Kirche in Kolumbien. Insgesamt wendete das Bistum Aachen 2016 rund 11,2 Mio. Euro für die Finanzierung von überdiözesanen und weltkirchlichen Aufgaben auf.

Finanzaufwendungen und Altersversorgung
+

Eine erhebliche Herausforderung für die Finanzen des Bistums sind die langfristigen Verpflichtungen, insbesondere gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 2016 lagen die Aufwendungen hierfür mit 27,7 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 43,6 Mio. Euro. Ursache hierfür ist eine gesetzlich initiierte Umstellung des Kalkulationszinses, die 2016 einmalig wirkt.

Im Zusammenhang mit der Alterssicherung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat das Bistum 2016 eine hohe Rückstellung für die Kirchliche Zusatzversorgungskasse (KZVK) gebildet. Dieser Aufwand von rund 23 Mio. Euro schlägt sich jedoch nicht bei den Finanzaufwendungen, sondern in den einzelnen Aufgabenbereichen im jeweiligen Personalaufwand nieder.

Verwaltung
+

Die administrativen Aufgaben umfassen die diözesane Personal-, Finanz-, Bau- und Liegenschaftsverwaltung sowie die Personal- und Sachaufwendungen für den Bischof, die Weihbischöfe, den Generalvikar und den Offizial sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Verwaltungsaufwendungen stiegen gegenüber dem Vorjahr aufgrund der anteiligen Aufwendungen für die KZVK-Rückstellung um 5,0 Mio. Euro auf 21,9 Mio. Euro.

Gebäudebewirtschaftung
+

Hierunter fallen die Aufwendungen für die Bewirtschaftung der Verwaltungsgebäude und der wirtschaftlich genutzten Liegenschaften mit insgesamt 10,2 Mio. Euro. Im Jahr 2016 wurden weiterhin unter anderem Projekte im Bereich der Gebäudesanierung des Generalvikariates umgesetzt. Die Instandhaltungskosten bei den selbstgenutzten Verwaltungsgebäuden betrugen 3,7 Mio. Euro.

Hebegebühren
+

Die Erhebung der Kirchensteuer erfolgt im Zuge des Lohn- und Einkommensteuereinzugsverfahrens über die Finanzämter. Für diese Dienstleistung behalten die Finanzbehörden eine Hebegebühr in Höhe von 3 Prozent der Kirchensteuereinnahmen ein.

Weitere Aufwendungen
+

Die weiteren Aufwendungen betrugen 2016 rund 6,6 Mio. Euro. Dazu gehören unter anderem diözesane Projekte wie die Unterstützung der Flüchtlingsarbeit der Katholischen Foren sowie Präventionsmaßnahmen gegen sexualisierte Gewalt.

Für die Beratung und Betreuung von Stiftern und Spendern bei ihrer Planung zur Förderung von Themen und Projekten stellte das Bistum 2016 Mittel in Höhe von 0,7 Mio. Euro bereit.

Die auf seinem Gebiet ansässigen Ordensinstitute unterstützte das Bistum 2016 mit 0,8 Mio. Euro.